Wo Sie kreativ und spielerisch werden!

4. April 2013

Was es braucht, um kreativ sein zu können, wissen wir alle. Eine entspannte, heitere Grundstimmung, ohne Zeit- und Leistungsdruck, Konkurrenzfreies Denken, Anregung, …
Wo findet man das am leichtesten? In außergewöhnlichen Situationen – außerhalb der Gewohnheit. Urlaub, ein herrlicher Sonntag im Freien, ein anregender Abend mit KollegInnen oder FreundInnen, einige Musestunden auf dem Sofa, ein Bad, guter Sex. (Und wenn es ums Überleben geht; dies ist jedoch ein anderer Aspekt.)
Jetzt lesen wir, es geht noch viel einfacher: gehen Sie in die Dunkelheit, in die absolute Finsternis!
Die Technische Universität Dortmund hat gerade die Ergebnisse ihrer Studie zur Frage, wie sich Lichtlosigkeit auf Kreativität auswirkt, veröffentlicht. Die Versuchsgruppe, die ihre Antworten zu vorgegebenen Fragen in absoluter Finsternis gab, war deutlich kreativer in der Ideen-Entwicklung (30 Prozent höher) als die Gruppe im Licht.
Was leiten die ForscherInnen aus den für sie überraschenden Ergebnissen ab?
Das Denken ist freier, Ideen werden enthemmter geäußert, mit der Situation wird spielerischer umgegangen, wir sind konzentrierter ohne die Ablenkungen durch das Sehen. Warum? Zunächst ganz banal, wir sehen die Reaktionen der anderen nicht und wir werden selbst nicht gesehen.
Da steckt jedoch viel mehr drin.
Die Vorstellung der sozialen Kontrolle fällt weg. Damit treten die angenommenen Erwartungen an bestimmte Rollen in den Hintergrund. Und ganz wesentlich: die Bewertungen der Art der Ausführung einer Handlung und von einzelnen Reaktionen fallen (beinahe) vollständig aus. Dem leichten Verziehen des Mundes beim Gesprächspartner, wenn man einen Gedanken eingebracht hat, wird fast immer eine Bedeutung beigemessen – einem freudigen Lächeln ebenso. Körperhaltungen wecken Assoziationen und lösen Be-Wertungen aus. Sitzordnungen sind mit Vorstellungen verknüpft. Die Liste all dieser Aspekte, von der man sich im freien kreativen ‚absichtslosen‘ Ausdruck von Ideen oder Gedanken beeinträchtigen lässt, kann fortgesetzt werden. Und dazu kommt auch, dass Sehende ihre anderen Sinnesorgane viel weniger berücksichtigen und nutzen. Wir hört sich eine Stimmung an? Wie ‚schmeckt‘ eine Idee? Die Fähigkeit der Beobachtung lässt sich vortrefflich auch mal ohne Augen nutzen.
Machen Sie einmal den Selbstversuch. Nehmen Sie eine Augenbinde und halten sich in einem verdunkelten Raum auf (oder besuchen Sie ein Dunkel-Restaurant!). Achten Sie auf alle Ihre Sinneswahrnehmungen: was hören, riechen, fühlen Sie? Und welche inneren Bilder und Geschichten nehmen Sie wahr? Verknüpft sich plötzlich das Strassengeräusch mit Bildern von Meereswellen, führt das vielleicht zu einem bestimmten Blau, was Sie wiederum an eine Szene in der Stadt XY vor 6 Jahren erinnert? … das könnten Sie nun fortsetzen. Gehen Sie in Ihre eigene Dunkelsituation.
Und wenn Sie jetzt auf die Idee kommen, Ihr nächstes Meeting im Dunkeln abzuhalten oder in anderer Weise kreativ zu gestalten, rufen Sie uns an!