Die Fahrt nach Abilene

8. April 2013

Haben Sie schon mal vom Abilene-Paradoxon (Jerry B. Harvey 1974) gehört, das geht ungefähr so:
An einem heißen Nachmittag spielt eine Familie in Texas auf einer Terrasse Domino, als der Schwiegervater vorschlägt, zum Abendessen ins 53 Meilen nördlich gelegene Abilene zu fahren. Die Frau sagt: ‚Das klingt nach einer guten Idee.‘ Obwohl er Bedenken wegen der langen Fahrt und der Hitze hat, denkt der Ehemann, er müsse seine Interessen für die Gruppe zurückstellen und sagt: ‚Klingt für mich auch gut. Ich hoffe nur deine Mutter will mitfahren.‘ Die Schwiegermutter sagt: ‚Natürlich will ich fahren. Ich war schon lange nicht mehr in Abilene‘.
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Die Fahrt ist lang, heiß und staubig. Als sie in der Cafeteria ankommen, ist das Essen genau so schlecht wie die Fahrt. Vier Stunden später kommen sie völlig erschöpft wieder nach Hause.
Einer von ihnen sagt unehrlich: ‚Es war ein toller Ausflug, oder nicht?‘ Die Schwiegermutter sagt, sie wäre in Wahrheit lieber zu Hause geblieben, sei aber mitgekommen, weil die anderen drei so begeistert waren. Der Mann sagt: ‚Ich war nicht begeistert, das zu tun, was wir taten. Ich wollte nur den Rest von euch zufriedenstellen.‘ Die Frau sagt: ‚Ich bin auch nur mitgekommen, um euch glücklich zu machen. Ich hätte verrückt gewesen sein müssen, um in der Hitze nach draußen gehen zu wollen.‘ Der Schwiegervater sagt schließlich, er hätte den Vorschlag nur gemacht, weil er dachte, die anderen seien gelangweilt gewesen.

Was läuft da ab? Kennen Sie das? Hier geht es um Erwartungen und Erwartungserwartungen. Schnell hat man daraus Annahmen getroffen, die dann zu so einem – letztlich von allen ungewünschten – Ergebnis führen.
Und was ist der Ausweg daraus? Versuchen Sie es einmal mit nachfragen: Wie wichtig ist es Dir denn wirklich…?