15 Jahre und (k)ein bisschen weise?

8. Mai 2013

„Das wird eines der innovativsten Unternehmen, das die Welt je gesehen hat“  – was will man mehr an mächtigen, motivierenden Signalen, an Überzeugungskraft und visionären Weitblick. Was hätten Analysten und Wirtschaftsjournalisten am 7. Mai 1998 in London wohl gedacht und kommentiert, wenn Jürgen Schrempp den Beginn der „Himmelsehe“ zwischen Daimler und Chrysler statt dessen mit einem bescheidenen „Schau mer mal“ eingeleitet hätte.
Auch wenn „andere den Zusammenschluss über den Atlantik hin weg für eine Schnappsidee hielten. Luxusautos und Massenfahrzeuge passten nicht zusammen“ (wie die Süddeutsche in ihrem Artikel vom 7.05. dazu schreibt),  so lag ja gerade darin die Kühnheit der Idee und wäre sie aufgegangen, ein Platz neben Jack Welsch, oder Steve Jobs als großer Visionär wären ihm sicher gewesen.
„Schau mer mal“ wäre wahrscheinlich nicht die schlechteste Taktik bei diesem Merger gewesen, sicher wurde zu wenig „geschaut“, über zu viel hinweg gesehen – das ist weitestgehend analysiert und das Scheitern incl. des kaum vorstellbaren Verlustes (74 Mrd. Dollar, nach McKinsey)  dient seit 8 Jahren als das Fallbeispiel , wie man Merger nicht managet und als Beweis des alt (deutschen) Sprichwortes „Hochmut kommt vor dem Fall“.
Wurde daraus wirklich gelernt und nicht nur Lehren in Artikel und Essays gezogen? Zweifel dürfen angemeldet werden, auch wenn das Bewusstsein über das Managen von Unterschieden gestiegen ist, das Belächeln der scheinbar nicht messbaren Kultur, der „weichen Faktoren“ des Wie in der Kooperation und Entscheidungsfindung einer ernsthaften (nicht immer sehr professionellen) Zuwendung in Integrationsprozessen gewichen ist. Dominant bleiben Z – D – F und der Speed, wenn Businessprozesse umgesetzt werden müssen. Die sgn. Kultur wird „hinterher“ behandelt. Und darin liegt die Krux – man(ager) glaubt, dass die Beachtung des Feldes Kultur die Bewältigung der inhaltlichen Aufgaben bremst. Es fehlt am Vorstellungsvermögen – auch vieler Berater – dass es möglich ist, gleichzeitig das Fachlich und das Soziale einer „Bearbeitung“ zuzuführen. Man glaubt, wider besseres Wissen,  noch immer, das Fakten jenseits der individuellen und kommunikativ erzeugten – durch die Brillen von persönlichen Erfahrungen und Annahmen geprägten – Wahrnehmung existieren. Und so bleibt unbeobachtet oder zumindest unausgesprochen, warum den einen die Art und Geschwindigkeit der Entwicklung seriös und höchst Qualitätsorientiert und den anderen  als Behäbig und pingelig erscheint. Konflikte – werden sie dazu noch den persönlichen Eigenheiten zugeschrieben – sind programmiert und können letztlich im Desaster enden.