Verjagt uns die Helden nicht….

14. Mai 2013

…wie könnten wir sonst fast täglich erkennen, dass die (Götter) Dämmerung auch bei den Helden angekommen ist. Man hätte es ja längst wissen können, die Soziologie und die um sie kreisende Beratung spricht schon seit Jahren vom „Postheroischen Management“ (es gab sogar eine sehr erfolgreiche Zeitschrift dieses Titels, die sich nun anscheinend postheroisch in die Revue >For The Next Society< umgewandelt hat, weil man vielleicht nicht sicher ist, ob es nicht doch wieder….?)

Brauchen wir – die Gesellschaft, Mitarbeiter in den Unternehmen – Helden (übrigens, wo bleiben die ..Innen?) und Vorbilder, damit wir Eigenbilder entwickeln können, damit wir wissen worauf es ankommt, oder ist das längst ein Auslaufmodell – siehe oben?  Mir scheint, dass für einen orientierenden Diskurs gerade die Beobachtung des Aufbaus und des Sturz der zu Helden Auserkorenen nützlich ist. Was toleriert eine Gesellschaft und was nicht. Das lässt sich hervorragend an den unterschiedlichen Reaktionen zu Berlusconi und Hoeneß ablesen. Es geht nicht um die Verzweiflung, wie sie Giovanni di Lorenzo in seinem Leitartikel der Zeit vom 8.Mai zum Ausdruck bringt: „Woran soll sich denn eine Gesellschaft halten, deren Hoffnungsträger so tief fallen?“ Bei Berlusconi ist ja gerade der Fall, die A-Moral die orientierende Faszination. Da soll sich einer auskennen. Und daher fragt di Lorenzo folgerichtig: „Brauchen wir wirklich Vorbilder ohne größeren Fehl und Tadel? (…), kann das nicht auch daran liegen, dass unsere Vorstellung vom Vorbild (…)sogar infantil ist?“  

Ich denke damit ist ein zentraler Aspekt getroffen, der aber vor allem etwas über die Verfasstheit unserer Organisationen und Institutionen aussagt. Hierarchie ist die manifeste Asymmetrie, die organisierte Eltern-Kind-Beziehung. Solange dieses Organisationsprinzip für die Aufgabenstellungen gepasst hat, stimmte auch das Prinzip „VOR“: Vor-gesetzter, Vor-bild. Es ist ja keine Frage mehr, dass wir andere Strukturen und andere Führungsprinzipen brauchen und leben. Aber die Gleichzeitigkeit der noch immer wirksamen Asymmetrie der Hierarchie  und der notwendigen Partizipation und Kommunikation auf Augenhöhe kann schon zu paradoxen Verwirrungen führen. Es gibt einen Markt für  Vorbilder und wer kann schon der Verführung widerstehen, wenn ihm der Sockel der Bewunderung angeboten wird. Da wird man leicht blind dafür, dass in dieser Aufstellung schon auf das Verderben gewartet wird.

Eine Paradoxiefreie Inszenierung des Themas „Held und Vorbild“ kann nicht gelingen. Siehe den kurzfristigen Aufstieg von Beppo Grillo, was macht der Hofnarr, wenn er sich plötzlich zum Herrscher aufschwingt, um Herrschaft zu verhindern? Er wird zum Tyrann, der kurzfristig wieder Bedeutungslos wird, weil er die Gefolgschaft verliert.

Mein Zugang: ehren wir die, die bereit sind sich zu Helden zu machen und machen zu lassen und daran zugleich zu scheitern, denn sie ermöglich uns immer wieder  Klarheit zu verschaffen –  über unsere Werte und deren Möglichkeit sie zu leben. Nur Häme ist dann nicht angebracht.