Diversity, aber ja nicht zu viel – oder wenn schon Vielfalt, dann Einfalt

17. Juli 2013

„Vielfalt ist der Schlüssel für die Welt von morgen“ – so wird Liz Mohn, die stv. Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann-Stiftung in der Süddeutschen Zeitung Nr. 162, vom 16.07 zitiert. Sie bezieht sich dabei auf eine von ihr beauftrage Studie zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in 34 Industriestaaten.
In diesem Blog fokussiere ich nur einen Aspekt dieser hochinteressanten Ergebnisse: „Insgesamt kommt die Studie zu dem Schluss, dass ein höherer oder niedriger Migrantenanteil keinerlei bemerkenswerten Einfluss auf den Zusammenhalt in einem Land hat. Vielmehr kommt es darauf an, wie bereitwillig eine Gesellschaft (und natürlich eine Organisation – Anm. von mir) die Vielfalt ihrer Mitglieder und Kulturen akzeptiert. Daran aber hapert es in Deutschland (….) Die Toleranz hat laut den Ergebnissen dieser Studie im Ländervergleich der vergangenen 25 Jahren abgenommen.“
Wenn man auf die Stimmenanteile der „Strache-FPÖ“ schaut, wird das Ergebnis in Österreich sich davon kaum unterscheiden.
Diversity steht fast in jeder Unternehmensbroschüre, aber der Unterschied macht Angst. Das WIR und die ANDEREN ist ein konstitutives Element von jeder sozialen Einheit, dem muss aber nicht automatisch ein „mir san mir“ und die damit verbundenen, der Angstreduktion dienenden Abwertung der Anderen, folgen.
Wir haben es wieder mit dem Umgang mit Paradoxien zu tun, selbst der gefeierte „kleine Unterschied“ ist von Angstwellen umspült (Sie kennen doch sicher dazu einen Witz – Witze dienen meist der Angstbewältigung).
„Vielfalt ist der Schlüssel zum Verstehen und zur Entwicklung von Organisationen und der Welt“ – so kann man das Zitat von Frau Mohn weiterführen. Um die damit verbundene Überforderung etwas zu reduzieren, werden erstaunliche Verfahren eingesetzt: die Leitkultur oder Unternehmensleitbilder, die sagen worauf es ankommt, was erwünscht und unerwünscht ist – und zugleich wird der Vielfalt ein prominter Platz eingeräumt.
Schöner kann man Paradoxien gar nicht sichtbar machen!
Oder: die Definitionen zur Sprachregelung, wie man einen Unterschied benennen darf, ohne dass damit eine Diskriminierung einher ginge. (Ein Beispiel zum Abschluss: noch darf man einen ÖVP-Wähler als „Schwarzen“ bezeichnen, Menschen mit dunkler Hautfarbe allerdings nicht. Wieso ist eigentlich „Weißer“ nicht auch schon längst eine Diskriminierung?)