Resilienz – ein wiedererstandener Hype – lassen Sie sich nicht verführen (eine Nachlese zum Redmont Salon am 11.09)

12. September 2014

Machen Sie Ihre Organisation resilient – so die Botschaft aus der Beraterszene.
Aber taugt der Begriff, der aus der Psychologie, der Traumaforschung und der Werkzeugkunde kommt, um Organisationen neu zu gestalten? Einige Gedanken aus der Diskussion mit erfahrenen Führungskräften unterschiedlicher Branchen – wählen Sie danach Ihr JA, NEIN, VIELLEICHT, JA UND NEIN:
• Um mit diesem Begriff etwas anfangen zu können, muss man ihm übersetzen: krisenfest / anpassungsfähig (wie ein Bambus) / innere Gelassenheit, wenn es draußen tobt / flexibel / widerstandsfähig / agil. Nun, dagegen ist wenig zu sagen, das können Organisationen schon gebrauchen, aber braucht es dazu die Charakterisierung „Resilient“ –außer um Programme zu verkaufen?
• Resiliente Stoffe sind solche, die nach der Verformung durch starke Außeneinflüsse wieder ihre ursprüngliche Form annehmen. Wollen Sie so eine Organisation? Und kann das überhaupt gehen? Verändert nicht (hoffentlich) jede Krise Strukturen, Identitäten, u.a.m.?
• Ist Resilienz ein „Verzweiflungsangebot“ – wenn man schon nicht die Umstände (gesellschaftliche, ökonomische Rahmenbedingungen) ändern kann, dann muss man halt Eigenschaften entwickeln, um irgendwie (gelassen, fröhlich, unbeeindruckt) zu überleben. Das kann schon Sinn machen, aber wo ist die Grenze zum Fatalismus und zum Zynismus? Dazu gleich der nächste Gedanke:
• Sollen Resilienzprogramme Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegen die Zumutung problematischer Führungskonzepte (Druck machen, antreiben, drohen – ja das gibt es nach wie vor genug) immun machen und doch bei der Stange halten?
• Wie wird sich eine Organisation entwickeln – also Zukunftsfähig werden – die gelernt hat, nicht irritierbar zu sein?
• Wenn allen (Kunden, Stakeholder, Mitarbeitern) klar ist, warum es die Organisation gibt, warum ihre Produkte und Dienstleistungen SINN machen – von dem man auch überzeugt ist (a real believe), dann wird die Organisation aus sich heraus Überlebens- und Zukunftsfähig. Dann wird der Sinn zur Quelle, er wird die Entscheidungen, die Strukturen, die Kommunikation, die Begeisterung befruchten.