Warum der Slogan „Der Mensch im Mittelpunkt“ selten wirkliche Begeisterung auslöst – Gedanken zu einem nicht einhaltbaren Versprechen

13. Juli 2013

Wer aller wurde schon in Organisationen in den Mittelpunkt gestellt?  Dort muss ein ganz schönes Gedränge herrschen. Kunden und Mitarbeiter streiten um diese Position, auch die Natur wurde schon hereingeholt und der Profit hat ohnedies dort seinen angestammten Platz.

Besonders seltsam geht es dort zu, wenn die Mitglieder der Organisation, angesprochen als >der Mensch< –  versuchen diesen Platz einzunehmen. Werden sie dann eine Revolution oder zumindest einen Frühling auslösen und was wird sich an den Gefügen ändern? Aber was heißt dieses – meist durchaus gut gemeinte – Versprechen? Mir kommen zwei Möglichkeiten in den Sinn:

a)      die Organisation und sein Management wissen, wie man das Substrat „Mensch“ aus z.B. 2400 MitarbeiterInnen herausdestilliert, damit diese Aussage eine Unterscheidung ermöglicht: Verhalten – von wem eigentlich? – orientieren kann. Man – agement wird mit dem Risiko leben müssen, dass es einige Mitarbeiterinnen gibt, die sich in diesem Abstraktum nicht wiederfinden und fragen werden: „welche Art Mensch da wohl gemeint  sein kann“.

b)      Oder b) man will wirklich auf das jeweils spezifisch menschliche des jeweiligen Mitarbeiters, der jeweiligen Mitarbeiterin eingehen und danach die Erwartung an  Arbeit, Leistungserbringung, Kommunikation, Verantwortungsräume usw., usw. ausrichten. Das ist zumindest ein kühner Ansatz, der mir aber noch in keiner Organisation begegnet ist. Das muss seine Gründe haben. (Es kamen auch jene Organisationen in ordentliche Turbulenzen, die ihre Kunden an diesem Mittelpunkt meinten ansiedeln zu müssen und ihre Produkte und Dienstleistungen je Kunde ausrichteten)

Ich denke, es ist an der Zeit in einer vernetzten, komplexen Welt, sich von den Mittelpunktssehnsüchten und Versprechen zu verabschieden. „Menschen“ und besonders in der Rolle als Mitarbeiterin/Mitarbeiter sehen und verstehen die Widersprüche in Organisationen und statt schöner Worte, ein offenes und realistisches Widerspruchsmanagement, das aber durchaus auf die Idee des Slogans nicht verzichten muss. So wie es eine HR-Managerin so klar und einfach übersetzt hat: „Für uns ist der Mensch, der Mitarbeiter ein ganz wichtiges Gut, weil….“ Das kam an, das wurde von der Belegschaft geglaubt und das hat Kraft und Fantasie angeregt, Formen und Strukturen zu finden, um dieses Gut zu pflegen, zu erhalten und zu nutzen.