Achtung, der „Griff-Virus“ greift um sich!

2. April 2014

An Putin kann es nicht gelegen haben – höchstens die zweite Welle (der Verbreitung) ist damit erklärbar.
Seit einigen Monaten höre ich immer wieder Manager (selten Managerinnen, aber manchmal doch auch) mit der Behauptung operieren: „endlich hab ich das…,die…im Griff“. Und falls diese beruhigende (?) Führungsdefinition nicht die aktuelle Selbsteinschätzung trifft, dann wird immer häufiger die Frage gestellt: „wie kriege ich das…, die… endlich in den Griff?
Wie gesagt, ich höre das von Managern – die sich, (so meine Vermutung) möglicherweise des wörtlichen Ursprunges ihrer Berufsbezeichnung erinnern: die Verknüpfung von „manus“ – ‚Hand‘ und agere „treiben” (lat.) und so die (scheinbar unausrottbare) alten Bilder reaktivieren. Der Steuermann, der das Steuerrad fest im Griff hat oder der Pferdelenker, der die Zügel von 4 – 8 Hengsten mit seinen Händen >fest im Griff< hat.
Für solche „Systeme“ eine durchaus angebrachte Vorstellung der Steuerung.
Aber was ist mit dieser Metapher in Organisationen anzufangen? Führt der „Griff-Virus“ tatsächlich zu habituellen Veränderungen? Lassen sich die 8 Direct Reports tatsächlich eine Trense und Scheuklappen anlegen, damit sie in dieser Weise geführt werden können? Und wer kommt damit rascher und zielgerichteter voran? Außer der Lenker mit seinem Gefährt – das doch wohl kaum die Organisation sein kann?
Da Unternehmen meist – aber nicht immer – von solchen Steuerungs-Illusionen unbeeindruckt bleiben und Direct Reports manchmal so tun, als ob sie sich von den Zügeln beeindrucken ließen, bleibt die Entwicklung der Organisation davon unbeschadet. Aber der Versuch so zu führen, ist nicht ungefährlich.
Emotional kann ich die Ausbreitung dieses Virus gut verstehen. Man (ager) hat gute Ideen, wird von allen möglichen Seiten für das Ganze verantwortlich gemacht und merkt, wie mühselig Entscheidungsprozesse laufen und die Umsetzung dann anders aussieht als gedacht. Dennoch.
In Abwandlung von Steve de Shazer (dem Begründer der lösungsorientierten Kurzzeittherapie) erlaube ich mir folgende Empfehlung:
“ falls Sie merken, sie wollen wieder alles im Griff haben, gönnen Sie sich eine Entspannung, genießen Sie ein Glas Wein (in vino veriats – hilft also gegen Illusionsbildung) und warten Sie ab, bis die Virenattacke vorbei ist.