Wer stoppt den Roll-out?

19. Mai 2014

Seit Jahren pflügt ein Begriff durch das Feld der Führungspraxis, der einen mal schmunzeln und dann auch erschaudern lässt: „Roll-Out“ – Kaum dass irgendetwas Tolles entwickelt wurde – von der Zentrale, na klar –, kommt es zum „Roll-out“. Noch nicht einmal die eingedeutschte Version wirkt lindernd, denn nun kommt es zum „Ausrollen“ von Programmen. Was rollt nicht alles: Panzer, Teppiche, Fertigrasen, neue Maschinen aus der Fabrik, aber Veränderungsprozesse? Kulturprogramme? Führungskräfteentwicklungen?
Sicher muss man nicht überall zarte Pflänzchen hegen und pflegen, oder Ideen sähen, auf dass sie alsbald wachsen und gedeihen werden, aber gerade da es in der Praxis immer wieder zu (unerklärlichen) Widerständen gegen gut gemeinte Veränderung kommt, wird es höchste Zeit, die Schlagwort-Semantik und die implizit mitlaufenden (standardisierten) Lösungsideen und Erklärungsmodelle zu hinterfragen. – Die Krisen der Führungspraxis und des Veränderungsmanagement sind eng verknüpft mit einer Krise der (vereinfachenden) Beschreibungen. Also, ab und an die vielfältigen Beschreibungsmöglichkeiten (die gerade die deutsche Sprache bietet) variieren, keine Standardfloskeln verwenden und die Achtsamkeit wächst …
Karl E. Weick,, hat dies schon vor Jahren in seinem  Klassiker „Der Prozess des Organisierens“ auf den Punkt gebracht: „Im Interesse besseren organisatorischen Verständnisses sollten wir die Leute drängen, Substantive einzustampfen. Wenn Organisationsforscher im Gebrauch von Substantiven geizig, im Gebrauch von Verben freigiebig und im Gebrauch von Gerundien verschwenderisch werden würden, dann würde Prozessen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, und wir würden mehr darüber erfahren, wie man sie begreifen und lenken kann“ (Weick 1985, S. 67)