Wer macht die Macht der Worte?

8. Juni 2015

Unter dem Titel „Diese Sätze zerstörten Manager – Karrieren“ findet man auf der Online Seite des „Deutschen Handelsblatt“ vom 8.06. acht markante Sager von Aufsichtsräten und Topmanagern über andere Topmanager, denen die magische und dramatische Wirkung der Zerstörung zugeschrieben wird.
Nun, die Macht des Wortes ist nicht gerade die neueste Erkenntnis, schließlich begann alles damit: „am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott“, oder wenn Sie es zeitnaher wollen, „yes we can“. (damit konnte zwar das dahinter stehende Programm nicht umgesetzt , aber die Wahlen gewonnen werden; Erdogan hat so einen Satz in stundenlangen Reden nicht entdecken lassen).
Wenn Sie den Fokus auf die entscheidenden „Sager“ richten, bringt dies zwar das Geschäft von PR-Agenturen ins Laufen, lässt aber vergessen, dass letztlich der Kontext aus aneinander gereihten Wörtern Wirkungen hervorruft.
„Am Anfang steht der Kontext“: Wer hat was, wann, wo zu wem gesagt und welche weiteren Beobachter waren Zeugen und Interpretatoren? Also, wenn man schon so gezielt (zer-) stören oder die Welt verbessern will, sollte man einige Ideen an die soziale Inszenierung aufwenden, sonst verfliegen die schönsten Sätze spurlos wie der Sand in der Wüste. Gerade die angeführten Beispiele demonstrieren, dass erst ein spezifisches Zusammenspiel von Akteur und Beobachtern (Position der Handelnden, Selektion des Gehörten, Interpretation und Bewertung), jene Erklärungen hervorbringen, die so verstanden werden können, wie man sie verstehen will. Ein Satz,  ist er mal ausgesprochen, geschrieben und per Mail versandt, entzieht sich der Verfügbarkeit, er gewinnt seine Eigenwirklung. Reden ist Silber und Schweigen ist Gold, ist auch keine Lösung, es wird sich schon wer finden, der dieses Schweigen interpretiert. Wer kennt nicht die Erfahrung, wie sich das (positiv) Intendierte in sein Gegenteil verwandelt. (Nebenbemerkung: von den acht Zitaten, lösten drei von Ferdinand Piëch ihre spezielle Wirkung aus, die Nebenwirkung wurde unterschlagen)
Conclusio: Das hinaus Gesprochene (Geschriebene) ist extrem Risikobehaftet, ein Risiko das man manchmal bewusst eingehen will und in der sgn. Kommunikation nach außen auch muss. Will man das Risiko minimieren, hilft nur der Ursprung – Communicare: etwas mit einander teilen, es gemeinsam machen, teilen und vereinigen.
Oder: sagen, fragen, hören, befragbar sein.