Rössel von E2 auf C3, oder doch auf…?

22. August 2015

…was wird dann mein Gegner mit seinem Läufer auf F6 machen, wird er seinen Bauer auf E5 opfern? Welche Optionen eröffnen sich dann für mich?
Strategisches Denken, kluge Taktik, Kombinationsfähigkeit und vor allem „berechnendes Vorausschauen“ gehören zum Mythos dieses königlichen Spiels und machten es daher würdig, als Metapher für strategische Unternehmenssteuerung zu dienen. Es hielt die Illusion nach vorausschauender Planung, trotz kaum zu erfassender Kombinationsmöglichkeiten (bereits nach zwei Zügen können 72.084 verschiedene Stellungen entstehen) aufrecht; auch weil die Regeln nicht nur so klar, sondern letztlich so einfach sind. Schon als Kind kann man sie rasch erlernen und lernt gleichzeitig – indirekt – mit, an Rollen hat man sich (außer man ist die Dame) schlicht zu halten. (Aber, das ist eine andere Geschichte).
Als die Welt VUCA (Sie wissen: volatil, uncertain, complex, ambiguen) wurde, Spielregeln selber zum Teil des Spiels, Rollenvielfalt gefragt wurden, Widersprüche das Leben zu bestimmen begannen, war man nicht mehr sicher, ob Schach das Lehrspiel für CEO´s bleiben kann.
Das Internet hat es wiedermal gewandelt – auch für Schachgroßmeister ist der „erfahrene Anfänger“ (Wolfgang Loos), das Überraschen und Überraschen lassen, das Spiel mit dem Unbekannten und Unsicherheit gefragt.
Wer im Schachsport bestehen will, muss variieren. Wehe dem, der seine Strategie zu repetitiv anlegt.“Wenn ich eine gute Partie mache, hat sie jeder meiner zukünftigen Gegner gesehen. Ich muss mir also überlegen, wie ich die nächste anlege“ (so Markus Ragger, österr. Schachmeister, vor dem Eintritt in die Top 50 der Schachweltrangliste im ‚Der Standard‘ 22./23. 08.15 – S 3)
Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen – außer vielleicht das alte Sprichwort (bitte abwandeln): „Das Schachspiel ist ein See, in dem eine Mücke baden und ein Elefant ertrinken kann“ (ebenda)