Der falsche Verdacht

8. Oktober 2015

Viele Führungskräfte sehen sich nach Leichtigkeit. Verständlich, warum sollte man sich auch wünschen, schwer-wiegende Probleme noch mit aller Schwere zu lösen.
Verspricht man jedoch als Berater Konzepte und Wege, die es ermöglichen auch große Herausforderungen mit Leichtigkeit zu bewältigen, wird das rasch mit mangelnder Seriosität, mit ‚Nicht erst Nehmens‘, und Oberflächlichkeit verdächtigt. Oder ein kurzer Schluss gezogen: Leichtigkeit = Leichtsinn. (man müsste auch mal den Leichten Sinn aus der Schmuddel-Ecke herausholen und zeigen, dass komplexe oder festgefahrene Situationen beweglicher, manchmal fliegender Gedanken bedürfen, statt auf den stabilen Gleisen, die zum Problem geführt haben weiterzufahren).
Das hat nichts mit einem Hinwegsetzen über ein Mindestmaß an Compliance zu tun. VW hat den Widerspruch Umsatzziele und Einhalten von Emissionszielen nicht Leichtsinnig, sondern dumm (naiv, wie eine Kind – es wird schon niemand entdecken) und Rücksichtslos und einer eindimensionalen Kostenreduktionslogik folgend, lösen wollen. Kreativ war das nicht.
Natürlich kann ich nicht übersehen, dass Leichtigkeit – sich das Denken und Experimentieren mit Alternativen zu erlauben – festgefügte Prinzipien und Annahmen  in Frage stellen und daher beunruhigen kann („weil nur sein kann, was sein darf“; „im Schweiße Deines Angesichtes sollst Du Dein Brot verdienen“). Worauf kann man sich denn noch verlassen?
Aber das ist die Denkfalle! Leichtigkeit im Suchen nach Lösungen verlangt genauso wie der schwere Weg, dass Wissen und akzeptieren von Rahmen und Grenzen. Aber innerhalb dieser kann man durchaus überlegen, warum entdecken wir nicht den Weg des geringsten Widerstandes, warum muss man eine Vorstellung durchsetzen. Eine Annahme, die erst die Barrieren erzeugt, die man dann mühsam überwinden muss. Mit einander in ein suchendes, andere Perspektiven nutzendes Gespräch zu kommen, wäre so ein Leichtigkeitsansatz bei sämtlichen Changevorhaben. Auch wenn sich bei diesem Vorschlag sofort die „geht doch nie“ oder „ach wie naiv“ Gedanken melden, könnte man es einfach mal so ausprobieren, das Risiko ist gering. Meine Erfahrung: es kann klappen.