Nicht das Kind mit dem Bade ausschütten- Eine Replik auf Reinhard K. Sprenger Warum Steuerung auf Feedback nicht verzichten kann.
30. Oktober 2015
Ich kann vielen Aspekten und den kritischen Reflexionen von Sprenger in seinem neuen Buch – Das anständige Unternehmen – Was richtige Führung ausmacht und was sie weglässt – folgen. Ich teile auch seine deutlichen Hinweise auf den Missbrauch oder Unsinn, der in sgn. Mitarbeitergesprächen und in der Bearbeitung von Mitarbeiterbefragungen, unter dem Titel „Feedback“ veranstaltet wird. Was jedoch zu kurz kommt: Führung, Steuerung und Kooperation verliert in komplexen und turbulenten Situationen ohne Reflexion – und wie soll diese ohne Feedback funktionieren – seine Wirkung.
Reflexives Feedback vergleicht unterschiedliche Beobachtungen, überprüft Annahmen und gleicht Intention und Wirkung ab, die einzige Chance realistische Selbstbilder zu gewinnen.
Feedback ist keine Beurteilung, sondern eine Botschaft, wie ein Verhalten auf einen selbst wirkt. Es kann daher kein richtig/falsch (der Kern von Beurteilung) beinhalten. Wird das verwechselt, eröffnet man einen nicht zu lösenden Streit. Man kann nur zur Kenntnis nehmen, dass sich mein Bild (von mir, der Situation) von dem der anderen unterscheidet. Wenn man – im Sinne des Entwickelns realistischer Selbstbilder – weiter an dieser Differenz arbeiten will, dann sind Fragen gefragt und keine Zurückweisungen und Behauptungen. Die aktuellen Herausforderungen erfordern einen – nahezu – permanenten Abgleich, eine Verständigung darüber wie Situationen und wie die einzelnen sich und Andere wahrnehmen. Nur so bleibt man gemeinsam ausgerichtet und handlungsfähig.
Je turbulenter, umso ungewisser, umso mehr Reflexion ist erforderlich, individuell und gemeinsam. In einem unsicheren Terrains, im Nebel geht man langsamer und stimmt sich mit anderen öfter ab, darum geht es im Feedback.