DIE KUNST ERFOLGREICHER PLANUNG WEIß UM DIE GUNST DER STUNDE – TEIL 1

2. Februar 2016

Auszug aus dem kommenden Buch:
„ÜberLeben in der Gleichzeitigkeit – Leadership in der Organisation N.N.“
Blog, der Siebente:
Die schon lang schwelende Skepsis gegenüber dem Paradigma, mit einer ausgefeilten Planung kann der nachhaltige Erfolg einer Organisation sichergestellt werden, ist der Gewissheit gewichen, was früher hinter gar nicht so vorgehaltener Hand kolportiert wurde: „Bei uns sind Planungsprozesse sadomasochistische Übungen, die jährlich, quartalsweise und monatlich über Organisationen hereinbrechen, ohne den Konkurs eines Unternehmensbereiches zu verhindern oder gar den Erfolg garantieren zu können“. (ein Topmanager eines der größten Dax-Unternehmen, der anonym bleiben möchte)
Und dennoch muss man Bilder einer wünschenswerten Entwicklung entwerfen, mit Kriterien, Zahlen und Modellen spielen, aber man sollte das Wissen, dass man damit die Zukunft nicht festlegen, beherrschen und kontrollieren kann, in das tägliche Geschäft der Steuerung einbauen
Wir empfehlen, die klassische Planung mit gesundem Management-Verstand um einige „Gunstgriffe“ zu erweitern.
1. Lass dich nicht auf das Spiel mit Geistern ein
Pläne sind da, um umgesetzt zu werden. Eine Selbstverständlichkeit.
Aber im Begriff »Um-Setzung« steckt eine Warnung: Wo nicht einfach nur die Vergangenheit fortzuschreiben ist, muss wahrscheinlich Bestehendes um-gesetzt, also mit (Überzeugungs-)Kraft, Macht und notfalls mit »Gewalt« verändert werden.
Das Bestehende und alles, was bei dieser Um-Setzung noch auftaucht, wird unter der Perspektive des Soll-Zustandes zum Hindernis, zum Widerstand, zur unerwünschten Abweichung. Das Soll beschreibt zumindest einen besseren, wenn nicht gerade einen idealen – und vor allem gut berechneten – Zustand im Vergleich zum Bisherigen.
Das rechtfertigt die Bewältigung (Überwältigung) des Widerstandes, und manchmal muss das Soll gegen Uneinsichtige erzwungen werden. Wenn dies nicht gelingt, hat jemand versagt. Mit der Unterscheidung
eines Solls vom sogenannten Ist wurde unausweichlich der Begriff Defizit geboren. Ein Defizit kann man nicht hinnehmen. Es muss von der Vorstellung eines neuen Solls abgelöst werden, welches aber auf ein Defizit verweist. Wir finden uns in der peinlichen Position des Zauberlehrlings: »Die ich rief, die Geister/Werd ich nun nicht los.«
2. Vertraue im entscheidenden Augenblick auf Deine Eingebung
Selbst Clausewitz, ein konsequenter Verfechter präziser Planung , hat auf die Grenzen des Modelldenkens hingewiesen: „der wirkliche Krieg verläuft nie so wie der Modellkrieg“ (vgl. Clausewitz 1832);
Da das Modelldenken aber tief verankert ist und auch, weil unklar bleibt, wie die Differenz von Theorie (im Sinne von Modell und Idealzustand) und Praxis zu überwinden ist, erfand Clausewitz einen Trick, den Geniestreich.
Einen außergewöhnlichen General zeichnet demnach die Fähigkeit aus, alle Modellbildungen und Pläne zu vergessen, wenn es der Kampfverlauf erfordert, und spontan auf das zu reagieren, was die jeweilige Situation ermöglicht.
Dieses Vorgehen ist letztlich auch jenes, was man erfolgreichen Unternehmerpersönlichkeiten zuschreibt. Man spricht in diesem Zusammenhang von der richtigen Intuition, von Entscheidung aus dem Bauch, von Entrepreneurship – und meint letztlich das mutige Hinwegsetzen über alle Planungen der Stäbe und deren gesammelten McKinsey-Konzepte.
3. Schlag nach bei Homer
Es gibt in der europäischen Erzählung ein (»vor-philosophisches«) griechisches Vorbild für Erfolg mit einem alternativen strategischen Konzept. Odysseus – den »Weisen«, den »Listenreichen«, den »Erfindungsreichen« nennt ihn Homer. Liest man die Ilias und die Odyssee unter der Perspektive von Planung und Strategie, so gewinnt man alle erforderlichen Elemente, um in einer stürmischen, überraschungsreichen, mit dramatischen Hindernissen gespickten (z. B. einem menschenfressenden Zyklopen), von ablenkenden Verführungen nicht freien Welt (wir erinnern nur an die unwiderstehliche Nymphe Kalypso) konsequent sein Ziel zu erreichen. Benötigt werden laut Homer – so verstehen wir:
• Eine klare, emotional mächtige und tragende Vision: »… auf nach Ithaka, den Fürstenthron wiederbesteigen, die geliebte Ehefrau Penelope und seinen Sohn Telemachos in die Arme schließen…«.
• Eine kraftvolle kluge Führung – entscheiden, was an Irritationen kommunikativ zugelassen wird, was nicht (so erfährt die Schiffsmannschaft nichts von der Wirkung des Gesangs der Sirenen, sind ihnen doch die Ohren mit Wachs verstopft worden).
• Die Fähigkeit, dramatische Probleme zu re-framen, statt zu verzweifeln.
• Die Fähigkeit, Chancen, die auch in der unmöglichsten Situation verborgen sind, zu erkennen.
• Die Fähigkeit, Lösungsprozesse mit Witz und Frechheit zu initiieren, wodurch die Überlegenheit des Gegners sich gegen ihn selbst wendet.
• die jeweilige aktuelle Situation so zu betrachten und zu interpretierten, dass man sie kreativ für sich nutzen kann. Oder, anders gesagt, das Handeln nicht an einem Sollzustand ausrichten, sondern die aktuelle Situation für sein Ziel wirksam werden lassen.
Fortsetzung folgt