DIE KUNST ERFOLGREICHER PLANUNG WEIß UM DIE GUNST DER STUNDE – TEIL 3
23. Februar 2016
Auszug aus dem kommenden Buch:
„ÜberLeben in der Gleichzeitigkeit – Leadership in der Organisation N.N.“
dazu, Blog, der Neunte
Gestalte Prozesse und sei klug, statt heroisch
Diese Führungsstrategie ist das Gegenteil von heroischem Management, denn das Denken in Prozessen (der Reifung) unterscheidet sich radikal vom Denken des Erzielens, des Erzwingens von Wirkungen.
Es verlangt vom Manager die Fähigkeit des Pflegens, des Förderns eigener Potenziale, des Wartens und Beobachtens, sicher auch des Schwächens der Potenziale des Konkurrenten, was nicht mit Vernichtung gleich zu setzen ist. Steuern und führen heißt dann, mit den Möglichkeiten in Übereinstimmung zu kommen und der Wirkung der Neigung und der Eigenenergie – achtsam und begleitend – zu vertrauen. „Das fördern, was von alleine kommt.“ (Laozi)
Man muss viel über die Umstände, die Situationen herausfinden. Um in der biologischen Metapher zu bleiben: Man muss wissen, welche Erde, wie viel Wasser, wie viel Licht und welche Zusatzstoffe eine Pflanze braucht um wachsen zu können, und man muss vertrauen, dass diese Maßnahmen die gewünschte Wirkung – indirekt – hervorbringen. Eine sehr diskrete Form der Einflussnahme, denn man sieht nicht von außen, wie Pflanzen wachsen.
Gehandelt werden muss. Es ist kein Zufall, dass für das Handeln auf Basis von Modellen und Plänen das aktive nicht auszureichen scheint, es muss pro-aktiv werden. Dieses Pro steht in einem seltsamen Widerspruch zum Retro, das jedem Ziel innewohnt. Sind doch die Ziele, die aus den Überlegungen von Stäben, Planungsklausuren oder Managemententscheidungen hervorgegangen sind, gestern entstanden. Und dieses Gestern muss in der Gegenwart überholt werden, damit der Plan erfüllt werden kann: „Weil nicht sein kann, was nicht sein darf“.
Dieses Denken kann Situationspotenziale gar nicht erkennen, der Plan ist die einzige Orientierung, ohne Plan und Ziel ist diese Art der Steuerung völlig hilflos. So entstand auch die erstaunliche und rational kaum nachvollziehbare Empfehlung „besser eine falsche Entscheidung, als gar keine“. Die Ergebnisse dieser Management-“Weisheit“ sind landauf, landab zu beobachten.
Denken in Prozessen öffnet und bedingt das Vertrauen in Entwicklung und Wandel. Statt zu ziehen, zu machen, Druck auszuüben werden Rahmenbedingungen geschaffen, die etwas ermöglichen. Bedingungen schaffen heißt Strukturen gestalten, Spielregeln entwickeln und vereinbaren, Inszenierungen einleiten und es geschehen lassen. Nennen wir dies Evolutionäres Management. Und dennoch – ohne Paradoxie geht gar nichts, daher macht es Sinn,
Flexibel zu agieren auf der Grundlage einer soliden Planung.
„Das ist kein Widerspruch, sondern gerade die Kunst eines wirksamen Managements. Pläne sind dazu da, Orientierung zu geben. Sie stecken den Korridor ab, in dem man in der nächsten Phase mit hoher Wahrscheinlichkeit tätig sein wird. Pläne, die nach diesem neuen Verständnis erstellt werden, geben den Managern und Mitarbeitern die notwendige Orientierung, um auch unter wechselnden Rahmenbedingungen handlungsfähig zu sein. (…) Deshalb sage ich: Leute, hört auf, zu steuern und zu regeln, sondern macht euch zum relevanten Wahrnehmungsorgan für die Veränderungen in eurer eigenen Kultur und für die Dynamik in den Märkten! Wir brauchen keine fertigen Konzepte und keine klugen Pläne, sondern maximale Fähigkeit im Umgang mit dem nicht Vorhersagbaren“. (Prof. Kruse im Interview mit Winfried Kretschmer, 21.01.15, „Raus aus dem Tief“ www.changex.de)