Vergessen Sie die Frage – oder lassen Sie sich davon zumindest nicht zu sehr fesseln,…

4. Mai 2017

…sollen wir auch auf Holocracy oder auf Scrum umstellen und DesignThinking einführen??
Die Antwort erfolgreicher Organisationen auf die Komplexität dieser Welt – ich charakterisiere sie auch gerne mit VUCA – zeigt sich, mal ganz allgemein gesprochen, in deren Agilität und Offenheit für stetige Veränderung bei gleichzeitig klarer Ausrichtung.
Agilität könnte man als neuen Modebegriff abtun oder ihn aufgrund seiner „schillernder Unschärfe“ nutzen, um deutlich zu machen, dass es eine aus rein betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten „rational richtige“ Organisation in der Praxis nicht geben kann. Verwenden Sie daher Agilität als einen Suchbegriff, der aber erst dann das Finden sicherstellt, wenn Sie es wagen, sich die Organisation als Leerstelle (als Nomen Nominandum, N.N.) zu denken. Mit dieser Einladung argumentiere ich gegen die vorherrschenden Erzählungen oder Modelle, die von einer richtigen (!) an die VUCA-Welt angepassten, sich daher durchsetzenden und erfolgreichen Organisationsform ausgehen. Daher hilft auch die Frage nicht weiter, ob jetzt doch die Matrix-, die Prozess-, die hierarchische-, die heterarchische-, die soziokratische Organisation der unternehmerischen Weisheit (gerade) letzter Schluss sei.
Es geht auch nicht darum die Organisation von Berechenbarkeit und Stabilität auf höchste Flexibilität, Sprunghaftigkeit und Beweglichkeit umzustellen. Sondern es geht um etwas viel Schwierigeres und zugleich viel dynamischeres: Berechenbarkeit und Stabilität mit Agilität und Veränderungsbereitschaft  zu balancieren.
Es geht um anspruchsvolles Paradoxiemanagement mit der Aufgabe, die eingeübten Ordnungsprinzipien der klassischen Hierarchie des  Oben/Unten mit einer Innen/Außen Hierarchie zu koppeln.
Der „Außen – König Kunde“ ist nun entgültig in Konkurrenz zum „König“ innerhalb der Organisation getreten (wie auch immer dieser genannt wird und ob er demokratisch oder autokratisch er seine Funktion ausübt). Früher musste sich der Kunde mit dem Etikette zufrieden geben, jetzt kommt ‚Organisation‘ an seiner Macht nicht mehr vorbei, will sie erfolgreich leben. Die Könige müssen eine Form der Kooperation finden, mehr und mehr sogar der Kollaboration.
Daher ist es nahezu zwingend, die Organisation selbst als Möglichkeitsraum zu verstehen. Um Möglichkeiten überhaupt entdecken zu können, muss sie – zumindest gedanklich – vorübergehend „leer gemacht“ werden. So öffnet man der Organisation, dem Management, den Mitarbeitern einen Denkraum, der einlädt, Qualitäten, Eigenschaften und Fähigkeiten zu entdecken und sich dafür zu entscheiden, welche die Organisation in der nächsten Periode aufweisen soll, und wie das durch neue Entscheidungsprämissen, Prozesse, Strukturen und Rituale gewährleistet werden kann.
Das nennen wir die Organisation N.N.