Die Schöne (Erfahrung) und das Biest (der unbekannten Zukunft)
25. Mai 2017
Gedanken nach der Tagung „Intelligenz und Entscheidung“ Zur Aktualität von James March in agilen Zeiten
Was „macht man“ mit Gelerntem, wenn die aktuellen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft recht wenig Ähnlichkeit mit den Geschehnissen der Vergangenheit haben?
Lernen leitet sich immer aus Erfahrungen (reflektiert oder einfach verinnerlicht) zurückliegender (positiv oder negativ erlebter) Ereignisse, oder Erkenntnisse anderer ab, lebt also immer vom Rückblick. (Das ist sicher kein überraschender Gedanke, aber die Konsequenzen sind nicht zu unterschätzen.)
Aus der Geschichte und aus Geschichten entwickelt man Lern- oder Glaubenssätze und nennt diese dann Erkenntnisse, die schließlich argumentativ Entscheidungen zur Bewältigung des Zukünftigen stützen. Wenn dieses Zukünftige irgendwie dem Zurückliegenden ähnlich war, konnten wir „ungestraft“ das Gelernte in Annahmen und Handlungen umsetzen. Allerdings tun wir eine Menge, um eine hohe Übereinstimmung zwischen Gegenwart und Vergangenheit herzustellen. Ein vernünftiges, meist brauchbares Konzept, und es hat nicht zufällig als „Best-Practice“ Eingang in die Managementmethoden gefunden.
Dieser Weg ist für die neuen Herausforderungen (Sie kennen die Begriffe dafür: von VUCA über Digitale Transformation zu Agilität, u.a.m.) zum Risiko geworden. Wenn Situationen wirklich als ‚komplex‘ (nicht als kompliziert) zu charakterisieren sind, dann läuft jede Analyse der Situation hinterher, weil jeder Schritt, jede deutlich kommunizierte Beobachtung und Interpretation die Situation verändert (Heisenberg lässt grüßen).
Natürlich ist lernen weiterhin unerlässlich. Es empfiehlt sich nur, auf die Basismethode (das Lernen in der Kindheit) zurückzugreifen: Versuch und Irrtum; erste Schritte versuchen, niederfallen, lachen oder unbeeindruckt wieder aufstehen, neuer Versuch. (Diesen Weg hat man im Design Thinking zur Methode erklärt.) Es ist aber zu beobachten, dass diese Lernform andere Formate der Kommunikation und andere Strukturen, als die der Hierarchie erfordert. Das haben Unternehmen meist selbst entdeckt oder lernen es von anderen Unternehmen. Wie macht das Telehaase, Gore, Google? Aber Vorsicht, die Sehnsucht nach Sicherheit aktiviert den Nachahmungsimpuls. Dzt. – vielleicht wird sich das in einigen Jahren geändert haben – braucht es Mut, den eigenen Weg, die eigenen Formen des Organisierens, Planens, Steuerns, Führens zu finden.
Aber es gibt Prämissen, die dabei nützlich sind:
- Leer werden, um Möglichkeits- oder Entdeckungsräume zu schaffen
- Nicht nur über den Tellerrand schauen, sondern mit anderen Disziplinen wirklich kollaborieren
- Bereitschaft zur Metamorphose im Denken, Entscheiden, Führen.