Verantwortung hoch 3

28. Januar 2020

Die triadische Dynamik von Verantwortung.    Teil 1

Wenn ein so selbstverständlich scheinender Begriff wie Verantwortung zum Thema, ja sogar zum zentralen Inhalt einer Konferenz wird (siehe Freiräume Graz), dann verweist dies auf neue Problemlagen oder zumindest auf neue Ungewissheiten, die neue Antworten erfordern. Damit beschäftigen wir uns in diesem und in folgenden Blogs.

Keine Verantwortung ohne Freiheit

Schon bei Aristoteles ist Verantwortung eng mit der Annahme der Freiheit des Individuums verbunden. Wenn also Verantwortung überdacht wird, muss es wohl um die Organisation oder „Einhegung“ von neuen Freiheiten gehen. Dyaden – hier Freiheit und Verantwortung – bergen in sich das Risiko der Polarisierung und einer konflikthaften Entweder-Oder-Entscheidung (siehe den aktuellen Diskurs Bürgerfreiheit und Sicherheit).

Wir gehen dann auf die Suche nach einem Dritten, nach einer Triade.

Auch in Wikipedia wird Verantwortung in einem dynamischen Dreieck von Freiheit / Normen / (Für-)Sorge verortet. Diese untrennbaren, aufeinander bezogenen Dimensionen bilden einen Dreiklang, sie ergänzen und bedingen einander. (Das Dreieck symbolisiert nicht eine Hierarchie, es ist in der „Draufsicht“ zu verstehen.)

Soll ein Zusammenleben und Zusammenwirken in Organisationen, Familien, in der Gesellschaft funktionieren, genügt es nicht, Verantwortungsbereitschaft (Für-Sorge) einzufordern, wenn die Bedingungen (Normen) dem zuwider laufen. Das kann nur als nervender, moralischer Apell gehört werden.

Diese Überlegung führt zu einer zweiten Triade, die unseres Erachtens allem zugrunde liegt.

Erkenntnis, Autonomie, Ordnung

Akteurinnen und Akteure brauchen

  • Freiheit, mit der sie Einsicht in Verhältnisse und Zusammenhänge gewinnen können, so entstehen Erkenntnisse und Wissen,
  • Normen, Spielregeln, Strukturen mit denen sie Erfordernisse und Handlungen in Ordnungs-Zusammenhänge bringen können,
  • (Für-)Sorge, die ihnen die Balance zwischen der Autonomie des Individuums und der Verbundenheit, Zusammengehörigkeit der Gemeinschaft ermöglicht.

In dieser triadischen Dynamik kann sehr konkret individuelle Verantwortung ausgebildet und nachvollzogen werden.

Triadische Dynamik von Verantwortung ganz praktisch nutzen

Statt Verantwortung nur einzufordern, kann man die Voraussetzungen klären:

  • Welche Erkenntnisse, welches Wissen über den Gegenstand, über den Prozess ist erforderlich?
  • Ermöglichen die Strukturen und Rollen die Übernahme von Verantwortung? 
  • Sehe ich mich als Individuum und Rollenträger*in frei genug, um im Wissen um Zusammenhänge Verantwortung zu tragen?

Wir laden Sie ein, mit diesen Fragen zu experimentieren. Finden Sie Ihre Antworten und beobachten Sie, was sich dadurch an Erkenntnis, Klarheit, Zusammenhängen für Sie verändert.

Vorschau

Triaden werden in den folgenden Blogbeiträgen noch öfter die Orientierungsfigur sein. Sie lassen sich weiter auffächern und bieten damit sehr praktische Reflexions- und Handlungsperspektiven.

Autor*in: Mag. Herbert Schober-Ehmer, Dr. Susanne Ehmer
Redmont Consulting Cluster
Frech und leicht im Ungewissen.
Ihr Partner für systemische lösungsfokussierte Organisationsberatung.