Verantwortung hoch 3 – Teil 2

5. Februar 2020

Die triadische Dynamik von Verantwortung.

In diesem Blog steigen wir kurz etwas philosophisch ein, um dann wieder sehr praktisch an die Welt von Führung und Organisation anzudocken.

Neue Situationen – neue Freiheiten – neue Ordnungen

Fragt man, wann in der Philosophie, der Kunst und später in den Sozialwissenschaften Verantwortung thematisiert und aktualisiert wurde, sieht man, dass veränderte Lebens- und Arbeitsbedingungen neue Vorstellungen von Freiheit „hervor brachten“. Diese neuen Freiheiten und Möglichkeiten mussten in der Folge mit neuen Formen der „Einhegungen“ bewältigt werden, d.h. Weltbilder, gesellschaftliche Ordnungen, Rollen und Sitten wandelten sich. (Bei Lust auf Vertiefung schlag nach bei Schiller, Kierkegaard, Nitsche, Sartre und klar bei Max Weber u.a.m.)

Was sind die neuen Voraussetzungen, die neuen Freiheiten in modernen Organisationen, die zu neuen Formen der Verantwortungsübernahme führen sollen? Womöglich sogar mit Lust und Freude, selbst gewählt und nicht als bittere Pille „weil mir nichts anderes übrig bleibt“?

Die neuen Rahmenbedingungen werden wir hier nur kurz skizziert:
  • die VUKA-Welt erfordert die Bereitschaft, mehr Handlungsoptionen zuzulassen und Entscheidungsalternativen unter mehr Unsicherheitsaspekten zu entwickeln; 
  • radikale Kundenorientierung ist nur mit der Bereitschaft zu gewinnen, auch widersprüchlichen Kundenerwartungen zu entsprechen;
  • welche Chancen und Risiken die Digitalisierung bringt, ist längst nicht ausdiskutiert;
  • die Beschleunigung der technologischen und ökologischen Entwicklungen erfordern sowohl neue Freiheiten als auch neue Begrenzungen.
Erste Antworten werden erprobt – Vorsicht vor neuen Hypes.

Die neuen Vorstellungen von Arbeit und Führung (New Work) sind erste Antworten auf das zuvor gesagte.  Organisationen verschreiben sich der Agilität, die nicht ohne neue Selbstbestimmungsmöglichkeiten, Selbstorganisation, Selbstermächtigung zu haben ist. Das Purpose-Konzept soll  die großen Linien, generellen Sinnfragen ausrichten.

Zugleich sind die Akteurinnen und Akteure gezwungen, je und je eigenständig zu entscheiden, welche konkreten Alternativen passend und welche dann zu wählen sind, wie Widersprüche bewältig werden können. 

Dem „Dilemma“, eine Wahl zu treffen, eine Entscheidung zu fällen, und damit mehr Optionen auszuschließen als zu ermöglichen, entgeht man nicht. Dieser Verantwortung kann man sich nicht entziehen. Selbst wenn man würfeln würde – in der Hoffnung, man könne die Verantwortung an das Schicksal „delegieren“, hätte man sich entschieden (sic!), so zu Entscheidungen zu gelangen.

In zirkulären Prozessen voranschreiten

In der Moderne können wir nicht mehr von stabilen Gegebenheiten, von bekannten Terrains ausgehen. Organisationen müssen sich einlasen auf einen zirkulären Prozess des Beobachtens, auf Erkennen und Bewerten der Situationen, Entscheiden, Handeln. Sie müssen die neu geschaffene Situation und deren Rückwirkung(en) auf die Organisation erkennen, Kurskorrekturen vornehmen, mit den Ergebnissen weiter leben und in die nächste Schleife des Prozesses übergehen.

Schon der Start ‚Situationen erkennen‘ ist mit der Entscheidung, was man in die Beschreibung der Situation aufnimmt und was nicht, und wie man sie bewertet, verbunden.

Entscheidung ist immer Verantwortung.

Die dritte Triade (die ersten beiden siehe Blog Teil1 skizziert drei Voraussetzungen, die für die Akteurinnen und Akteure einen professionellen, lustvoll engagierten Umgang mit dieser Dynamik ermöglichen.

Redmont

Die Frage, wie stellen wir eine hohe Verantwortungsbereitschaft sicher, lässt sich mit dieser Triade differenziert und praktisch bearbeiten.

  • Mindset: wie denken wir in der Organisation über unsere Umwelten, unsere Funktion, wie denken wir über die Bedeutung von Aufgaben, Rollen, Risiken, Erfolgskriterien, Formen der Führung, …?
  • Methode: was steht uns zur Verfügung, um Zusammenhänge zu erkennen, zu analysieren, zu visualisieren, zu strukturieren, zu entscheiden, …?
  • Haltung: wie verstehen sich Akteurinnen und Akteure im  dynamischen Gefüge der Organisation, sehen sie sich als wirksam Handelnde oder mehr als Getriebene? Ist Feedback dazu Korrektiv und Impuls?

Diese Triade konkretisiert die u.E. allem zugrunde liegende Triade von Erkenntnis-Liebe-Ordnung (danke an M. Varga von Kibed und I. Sparrer).

Redmont
Ganz praktisch für Sie:

Auch in diesem Blog laden wir Sie wieder ein, mit den Fragen zu den Triaden zu experimentieren. Finden Sie Ihre Antworten und beobachten Sie, was sich dadurch im Mindset zeigt, an der Haltung bewegt, an Methoden weggelassen werden oder neu hinzukommen will.

Viel Vergnügen wünschen

Susanne Ehmer und Herbert Schober-Ehmer