Und wer misst die Zuversicht?

26. März 2020

Das Ifo- Deutschland misst eine „nie dagewesene Angst“ und N24 postet gleich „Wirtschaft steht unter Schock“.

Über die Dramatik brauchen wir nicht zu diskutieren. Das Ausmaß der Einbrüche, der Ungewissheiten ist in dieser Weise – seit 1945 (mein Geburtsjahr) – so noch nie dagewesen.

Aber wir sollten nicht das Augenmaß verlieren, keine Städte und Fabriken sind zerbombt, sie sind bloß leer, nicht weil Menschen getötet wurden, sondern weil sie klug zu Hause bleiben – es gibt ja ein Zuhause, sogar ein Home Office.

Was wir jetzt nicht brauchen, ist das Aufschaukeln durch manche Medien (ich nenne das Katastrophengeilheit). Bei aller emotionaler Betroffenheit und Unsicherheit, Angst ist verständlich, aber kein hilfreicher Begleiter.  , Um handlungsfähig zu bleiben, hilft es, einerseits die auftauchenden Gefühle und Sorgen anzuerkennen (und wieder ziehen zu lassen) und andererseits, mit einem nüchternen Blick auf Fakten zu schauen. Die sprechen eh für sich, die brauchen keine weiteren dramatisierenden,  verstärkenden Etiketten.  Wir wissen doch um diese Wirkung nur zu gut, etwa von den Aktienmärkten.

Mit einer Dramatisierung bauen wir uns zusätzlich rund um das reale Geschehen Denkmauern auf. Und plötzlich wähnt man sich in einer Sackgasse, das heißere Kläffen der Krise wird immer lauter, das – und nicht die Krise selbst – erzeugt Angst. Die wiederum lähmt und blockiert.

Was es jetzt wirklich braucht – zusätzlich zu guten Gesprächen, wie es uns jeweils emotional und faktisch geht – sind Erzählungen des Gelingens, der Zuversicht, der vielleicht noch nie dagewesenen Chancen, über neue Paradigmen. Dann können wir uns in Gedanken, Gefühlen und Gesprächen auf das gewünschte zukünftige Szenario einstimmen, unsere Aufmerksamkeit immer wieder darauf legen. Energie folgt der Aufmerksamkeit.
Corona zerstört nicht den Planeten, die erforderlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben gravierende Auswirkungen, aber es wird auch sichtbar, Maßnahmen der Steuerung stehen uns zur Verfügung! Regierungen können z.B. ihre  Budgetgrundsätze völlig neu definieren, Umverteilungen ermöglichen, die noch vor vier Wochen auf Grund politischer Überzeugungen verteufelt worden wären. Und statt erneut zu etikettieren – wer oder was ist Teufel oder Engel – können wir beobachten, was geschieht, was sich zeigt und entwickelt und je und je neue Einschätzungen und Entscheidungen treffen. Das sollten wir am sgn. Weg des „Hochfahrens“, des „Zurück“ in die Normalität nicht vergessen. Statt eines ‚endlich wieder zurück‘ ist die große und wirklich spannende Herausforderung, eine neue Gegenwart zu schaffen.