Achtung Wirkungen haben Nebenwirkungen – Nebenwirkung Gruppendynamik

19. Juli 2021

Das ist der dritte Blog zum Thema, bei aller Begeisterung für neue Paradigmen des Organisierens, die Nebenwirkungen nicht zu übersehen. Heute Fokus TEAM.
Teams sind nur dann erfolgreich, wenn sie um die Paradoxien >Vielfalt und Einheit<, >Widerspruch und Harmonie>, >Unterschiedlichkeit und Konformität< wissen und diese gestalten können.

Sie brauchen einen immer wieder herzustellenden gemeinsamen Sinn, der aber nur über einen kritischen Diskurs, das Zulassen und Fördern unterschiedlicher Perspektiven zu gewinnen ist.

Die Emotionalität von Gruppen tendiert jedoch zur Konformität, zur Vermeidung von Abweichungen, zur wechselseitigen Bestätigung.

Nebenwirkung: „confirmation bias“

Die Perspektivenvielfalt (Diversity) soll eine wesentlich höhere Qualität des Entscheidungsprozesses sicherstellen. Wird aber das Handeln und Entscheiden im Spannungsfeld >soziale Sicherheit durch Nivellierung vs. Zerfall der Gruppe durch extensive Autonomie< nicht geübt, reflektiert und geregelt, verlieren Teams ihren Gruppenvorteil (was Hierarchen immer wieder freut).

Die Methode des „Konsent“ ist eine Form der Problemlösung, bei der die Teammitglieder lernen, nur über „gewichtige Einwände“ zu diskutieren; gewichtig bezieht sich auf den Kontext des Themas und auf die Überlebensfähigkeit des Systems. Nicht auf persönliche Vorlieben oder Befindlichkeiten.

Der Forderung nach Perspektivenvielfalt steht als eine „erwartbare Nebenwirkung“ der Sehnsucht nach sozialer Sicherheit, nach sozial-emotionaler Integration entgegen. Das erzeugt eine eigene Dynamik. Wenn diese Nebenwirkung nicht gesehen und reflektiert wird, kann sie mächtiger einwirken als die Intention, die mit Teamsteuerung verbunden wird.

Müssen sich Kreise koordinieren, also übergeordnete Entscheidungen treffen, werden zwei weitere Dynamiken (Nebenwirkungen) wirksam. Die Einzelnen sind sowohl Mitglieder in einem Fachteam als auch in einem Steuerungsteam. Wem gehört die stärkere Loyalität, wo ist dem Einzelnen die soziale Integration wichtiger, wo wird er/sie eher zur Konformität, wo zum Widerspruch neigen?

Arbeiten Teams über längere Zeit zusammen, entstehen systemspezifische Wahrheiten => Überzeugungen, Werte, Moralen. Die Selbsterhaltungstendenz eines solchen Kosmos‘ neigt zur Selbstbestätigung. Wir und die anderen. WIR wissen, worauf es ankommt, die ANDEREN sind die Schwierigen, die Sturen oder zu Kühnen (das kennen wir alle aus dem ganz normalen Alltag jeder Organisation). Für den Einzelnen stellt sich dann immer die Frage: wer bin ich denn dann als Delegierter in einem „höheren“ Kreis, der Eine (dieses Kreises) oder der Andere (aus dem anderen Kreis)?

Schlussfolgerung mit Nebenwirkungen

Nur wenn diese Paradoxien gesehen, verstanden, anerkannt und besprochen, verhandelt werden, können Wirkungen erhalten und die Nebenwirkungen fruchtbar genutzt werden.

Aber auch dabei, sind weitere Erfordernisse einzukalkulieren, will man unerwünschte Nebenwirkungen vermeiden. Es braucht Zeit für Feedback und Reflexion, die Lern-Bereitschaft zu neuen Verfahren und Verhalten, das Loslassen fixer Vorstellungen;  und bei all dem sollte man nicht der Zweck der Organisation und die Erwartungen der Kunden aus den Augen verlieren.