Ungewissheit, die inspirierende Begleiterin

2. Dezember 2021

Nur ein Gag oder eine hilfreiche Veränderung des Blickwinkeln? Darüber sprechen Christine Grubendorfer mit Herbert Schober-Ehmer.

Direkt zum Podcast „Wie können Organisationen einen guten Umgang mit dem Ungewissen finden?“ (49 Min.)

Für Eilige: Einige Insights aus dem Podcast.

Grundannahmen über die Funktionsweise von Organisationen

Organisationen sind komplex und funktionieren nicht nur linear-mechanistisch wie ein Getriebe. Was man erlebt, ist z.B. auch „Sand im Getriebe“. Der Sand ist das, was nicht berechenbar ist..
Das ist natürlich insofern herausfordernd, als dass Organisationen von der Grundidee berechenbar sein wollen. So kann man sich ausrichten und Versprechen über Produkt oder Angebot geben. Zentral ist dabei aber das Verständnis, dass man es mit Ungewissheit zu tun hat.

Unberechenbarkeit heißt, dass man die Zukunft nicht voraussagen kann. Ob eine Entscheidung richtig oder falsch war, weiß man immer erst hinterher.

Man beobachtet anders, wenn man sich auf die Ungewissheit einlässt.

Das Wissen um das Nichtwissen führt zu anderem Verhalten. Man bleibt so in der wachen Beobachtung und Achtsamkeit. Das ermöglicht andere neue Entscheidung.

Wachsam sein und hinterfragen

Wache Präsenz heißt auch, sich gegenseitig zu befragen – was machst du da gerade? Und warum ist das gerade gut? Fragen laden in positiver Formulierung ein, nochmal nachzufragen und auch sich und die eigene Entscheidung zu hinterfragen, um so zu intelligenten Entscheidungen zu kommen

Eine gängige Praxis im Management?

Wenn die Planungen und Annahmen sich im Nachhinein als richtig erweisen, dann könnte man doch auch sagen, „das wusste ich vorher“?
Wenn man so denkt, scheitert man öfter. Wenn man nicht ständig die aktuelle Situation beobachtet und die Planung nicht angepasst wird, dann kann man in die Überraschung kommen. Man beobachtet anders, wenn man sich auf die Ungewissheit einlässt.

Zum Ungewissen kommen wir über das Thema „Entscheiden“. Entscheidungen sind immer paradox: Man muss sich entscheiden, obwohl man es nicht kann…

In bestimmten Kontexten haben wir Gewissheiten. Das sind ableitbare Entscheidungen (es gibt Prämissen, Kausalitäten). Auf der anderen Seite sind die unentscheidbaren Entscheidungen, wo die Prämissen erst abgeleitet werden müssen.

Und auch die Entscheidungsprämissen sind Vergangenheit und die Zukunft lässt sich damit nicht exakt berechnen. Im Sinne einer hilfreichen Entscheidung muss man sich regelmäßig die Frage stellen „stimmen unsere Prämissen noch?“ und wenn man Abweichungen wahrnimmt, auf diese zu reagieren.

Unsicherheitsabsorption: Es gibt eine Sehnsucht, dass Gewissheit hergestellt wird.

Es werden Schlussfolgerungen gezogen und dann ist die Unsicherheit absorbiert. Solche Beruhigungsmechanismen sind etwa:

  • Die Behauptung, man hat das Problem im Griff.
  • Eine vermeintliche Kausalität wird mit gewisser Berechtigung in die Entscheidung hinein konstruiert.
  • Regression auf Vergangenheit: es ist doch immer gelungen.
  • Personenvertrauen: Persönliches Vertrauen untereinander ist ebenfalls ein Element der Komplexitätsreduktion. Es entsteht Autorität durch die Zuschreibung, dass die bisher getroffenen Entscheidungen sich bewährt haben.

Es gibt für Organisationen gute Gründe, davon auszugehen, dass nichts gewiss ist. Was hilft in diese Haltung reinzukommen?
Das Denkmodell muss verankert sein. Dann kann man Entscheidungsprozesse anders gestalten: „Die Ungewissheit zur tragenden Gewissheit zu machen“: Das Denken in Konjunktiven ist hier hilfreich.