Was bringt 2019? Meine sichere Prognose:
2. Januar 2019
Mit Unerwartetem ist zu rechnen, einiges wird kompliziert, vieles komplex sein.
Wie Sie gerade sehen, starte ich 2019 lieber mit geringem Wagnis und Tipps mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit
Ein Praxisbeispiel, noch 2018:
Der Geschäftsführer eines Produktionsunternehmens eröffnete eine Großgruppenveranstaltung mit folgendem Statement:
„Wir wissen jetzt, dass wir vorweg nicht wissen können was die richtige Strategie ist, wir können nur über Versuch und Irrtum entdecken, was funktioniert und was sich im Rückblick als die geniale Idee herausstellen wird. Und wir können nicht davon ausgehen, dass wir auch ein zweites Mal mit diesem Vorgehen erfolgreich sein werden. Wir wissen, dass alles immer auch ganz anders möglich ist. Erwartet daher nicht – so wie früher – wir von der so genannten Spitze haben den Überblick und die Lösungen. Dazu brauchen wir Euch, den Dialog und neue Formen der Führung.“
In diesem Unternehmen hatte sich ein interessantes Erklärungsmuster etabliert: Wenn eine Sache nicht nach Plan lief, die Strategie nicht zum erwarteten Erfolg führte, Mitarbeitende sich nicht erwartungsgemäß verhielten, dann wusste man: „Kann ja gar nicht gehen, ist ja komplex!“ Eine meist richtige Diagnose, die aber zu falschen Ergebnissen führte: „Komplexität ist schuld, was soll man da schon machen?“
Damit wollte der Geschäftsführer mit seiner Einladung zu Dialog und neuer Führung Schluss machen und erklärte: „Wenn wir es mit Vielfältigkeit und Unvorhersehbarkeit zu tun haben, dann müssen wir auch im Handeln vielfältig, flexibel, überraschungsfähig sein“.
Können Sie noch eindeutig erkennen oder wissen, was richtig oder falsch, mehr oder weniger wirksam, erfolgreich oder möglicherweise sogar zerstörerisch ist?
Willkommen im Club der Weisen! In einem hoch komplexen Umfeld gibt es nur noch selten eindeutige lineare Zusammenhänge.
Die einst so hilfreichen strategischen Segmentierungen, Portfolio-Analysen oder Abgrenzungen zwischen Kundengruppen, Konkurrenten und Partnern verschwimmen nicht nur, sondern können sogar zu falschen strategischen Schlüssen führen.
Wenn man Komplexität nicht mehr mit dem tief verankerten Kausalitätsdenken bewältigen kann, braucht es einen anderen Umgang mit Gewissheit und Ungewissheit, mit Sicherheit und Unsicherheit.
Man kann Komplexität weder zu fassen kriegen, noch kann man sie im „klassischen“ Sinn managen.
Man kann nur mit – und nicht gegen – Komplexität führen, denken, reflektieren, entscheiden.
Halten Sie inne!
Begegnen Sie der erhöhten Komplexität mit der Bereitschaft, die Welt anders als gewohnt zu sehen und zu verstehen:
Ergänzen Sie die Unterscheidung von Richtig/Falsch von Entweder/Oder durch ein Sowohl/Als auch.
Aufmerksamkeit und Achtsamkeit schadet nie, aber in einem komplexen Umfeld gewinnen diese Fähigkeiten höchste operative Funktion und Bedeutung. Beobachtungsfähigkeit wird zur Voraussetzung des Überlebens. Und wenn Beobachtung so wichtig wird, sollte sie selbst nicht unbeobachtet bleiben. Das Beobachten, also wie Beobachtende beobachten und bewerten, ist die neue Kernkompetenz. Eine Kompetenz, die nur dann Steuerung und Führung verbessert, wenn der Austausch, der Dialog, der konstruktive, fröhliche Streit in das Tagesgeschehen eingebaut wird.
Trotz aller Aufmerksamkeit bleiben das Unbestimmte und damit die Ungewissheit bestehen.
Und das erfordert spezifische Führungsstrategien … mehr dazu im nächsten Blog
Die Inhalte meiner Blog-Serie sind Spots und Reflexionen aus dem Buch:
„Führen in der Ungewissheit – Mut zum Sowohl-als-auch“
Zum Autor:
Herbert Schober-Ehmer (Geschäftsführender Gesellschafter im Redmont Consulting Cluster) ist systemischer Organisationsberater, Executive Coach und Autor. Er ist ein Doyen der Wiener Schule der Organisationsberatung, seit über 40 Jahren als Senior Consultant, Trainer, Coach und Lehrbeauftragter tätig. Weitere Artikel u.a. in Wissensmanagement (link), changeX Wirtschaft & Management” (Link), Personal Manager
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