…findet man offenen Möglichkeitsräume und die Chance neue Handlungsoptionen zu entdecken.
Jenseits von Widersprüchen kann man auch mal gelassen durchatmen und ohne Unterschiede zu verwischen die Potenzialen wahrnehmen, die in jeder Organisation nur auf ihre Entdeckung warten. Durchaus im Wissen um Widersprüche und Paradoxien, kann sich Führung, können sich Teams entscheiden: wir investieren mal unsere Aufmerksamkeit und Energien nicht in die bekannten Konflikten – wie fruchtbar oder konstitutiv sie auch sein mögen.
„Jenseits von Richtig und Falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns“, formulierte der persische Weise Rumi im 13. Jahrhundert.
Das folgende Praxisbeispiel habe ich selbst erlebt:
In einer Netzwerksorganisation strapazierten die Widerspruchspole Autonomie vs. Verbundenheit, individuelle Freiheit vs. Achten auf das Ganze, die Nerven aller Beteiligten. Man wollte diese Paradoxie weder mit Regeln bändigen, noch managen oder weiter darüber streiten, man wusste ja, das gehört zur Netzwerkslogik.
Im Vertrauen auf die gemeinsam entwickelten und verankerten Werte (Freude, Leichtigkeit, Entdeckerlust, Humor, Austausch) entschied man für die folgende Geschäftsperiode, sich nicht durch den Fokus auf diese Widersprüche zu blockieren und zu begrenzen. Natürlich war die zeitlich und soziale Dynamik weiterhin von den Widersprüchen beeinflusst, aber durch die „Tetralemma-Positionen“ >sowohl das Eine, als auch das Andere< und >weder das Eine, noch das Andere< fanden neue Überlegungen Eingang in die Strukturdiskussion und die alltäglichen Abstimmungsspiele. Ein erstaunlicher Transformationsprozess kam in Gang.
Ein „Jenseits von-Denken“ ist nicht naiv, sondern klug in einer Welt voll Überraschungen und Ungewissheiten.